Schlechtes Signal aus Leipzig für die Verkehrswende: LVB verbannen E-Scooter
Holzhausen (Leipzig), 21.04.2024 – Löchriges Netz, schlechte Taktung, dauernd Ausfälle – in der Echtwelt sind die LVB von ihrem Selbstbild eines modernen, urbanen Mobilitätsversorgers weit entfernt.
Wer als Fahrgast dennoch regelmäßig auf die Öffis in Leipzig baut und trotzdem halbwegs großstädtisch unterwegs sein will, ist mit zusätzlichen Mobilitätshilfen gut beraten.
Einer dieser zusätzlichen Hebel, um die Lücken des LVB-Netzes zu überbrücken, war einige Jahre der E-Scooter. Er konnte sogar kostenlos mitgenommen werden. Genau ihn werden die LVB in ihren Bussen und Straßenbahnen ab Mai verbieten.
Als Grund werden möglicherweise in Brand geraten könnende Akkus angegeben. Gegeben hat es einen solchen Vorfall in Deutschland jedoch noch nicht. Berufen wird sich bei dem Verbot auf andere Verkehrsverbände. Welche das sind, verraten die LVB in der zugehörigen Pressemitteilung nicht. Genau wie den Umstand, dass andere Verkehrsunternehmen vom E-Scooter-Verbot schon wieder Abstand genommen haben, eben weil es einen solchen Vorfall in Deutschland noch nicht gab, dafür aber gehörig Protest.
LVB verbieten E-Scooter
Was aber machen jetzt Menschen, die sich für manchmal 1000 Euro einen E-Scooter gekauft haben, um sich damit besser an das löchrige ausfallbelastete LVB-Netz anzubinden, mit ihrem E-Tretroller, wenn der jetzt mal kurzerhand nicht mehr mitgenommen werden darf?
Was mit ihrem LVB-Abo, das sie vielleicht genau wegen dieser genialen Kombi aus Tram, Bus und eigenem Elektro-Zubringer abgeschlossen haben?
Was ist das für ein Zeichen für die Verkehrswende, wenn selbst kleinste Errungenschaften einfach einkassiert und die Willigen damit vor den Kopf gestoßen werden?
Fragen über Fragen. Dass sie aus Holzhausen kommen, hängt auch mit der bescheidenen ÖPNV-Versorgung dieses Ortsteiles zusammen, deretwegen manche/r notgedrungen auf einen eigenen zusätzlichen E-Tretroller baut.
Statt ewig auf ein Flexa zu warten oder sich über den ausfallenden Bus zu freuen, waren die kleinen Elektromaschinen hier manchem ein schneller Zubringer an den komfortablen 10-Minuten-Takt der verlässlichen Straßenbahn, um damit ab Zielhaltestelle einfach weiter gleiten zu können. Ohne Angst haben zu müssen, ob das Fahrrad in Meusdorf oder Stötteritz bei der Rückkehr mal wieder geklaut worden ist.
Das E-Scooter-Verbot ist ein Rückschritt der LVB und ein schlechtes Signal der Stadt Leipzig mit bundesweiter Wirkung in Sachen Verkehrswende. Lesen Sie hier mehr zu den Hintergründen in der kompletten Pressemitteilung der LVB vom 16. April 2024.
Im Sinne der Sicherheit: LVB schließt E-Tretroller aus
Dienstag, 16. April 2024
Aus Sicherheitsgründen dürfen in den Bussen, Bahnen und in Flexa-Fahrzeugen der Leipziger Verkehrsbetriebe ab 1. Mai 2024 bis auf Weiteres keine E-Tretroller (sogenannte „E-Scooter“) mehr mitgenommen werden. Mit der Entscheidung setzen die LVB gemeinsam mit zahlreichen anderen Verkehrsunternehmen bundesweit eine Empfehlung des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) um.
Vorsichtsmaßnahme für die Sicherheit der Fahrgäste
Grund für diese Entscheidung sind aktuelle Bewertungen zum Brandschutz in den Fahrzeugen nach Vorfällen im Ausland: Auf Grund der derzeit sehr niedrigen Sicherheitsanforderungen an die E-Tretroller und der exponierten Positionierung der Lithium-Ionen-Akkus ist die Wahrscheinlichkeit eines Akkubrandes bei den E-Tretrollern deutlich höher als bei anderen Elektrofahrzeugen. Solch ein Brand in einem Bus oder einer Bahn birgt erhebliche Gefahren für Fahrgäste und Mitarbeiter durch giftigen Brandrauch, Flamm- und Explosionswirkung. Die im Brandfall freigesetzten Gase sind bereits in geringer Konzentration toxisch. Die Rauchfreisetzung erfolgt in Sekundenschnelle und dazu meistens in erheblichem Umfang. Die E-Tretroller sollen wieder für die Mitnahme zugelassen werden, sobald die Hersteller das bestehende Risiko beseitigt haben.
E-Bikes, Elektro-Rollstühle und Elektromobile weiterhin erlaubt
Nicht von diesem Verbot betroffen sind Pedelecs (E-Bikes), Elektro-Rollstühle und die vierrädrigen Elektromobile für mobilitätseingeschränkte Menschen – die ebenfalls als „E-Scooter“ bezeichnet werden – da deren Akkus die höheren Sicherheitsanforderungen erfüllen.
LVB bieten Mobilitätsalternativen
Alternativ zur Mitnahme des eigenen E-Tretrollers bietet die LVB über die LeipzigMOVE-App verschiedene Mobilitätsdienste, wie Bikesharing und E-Scooter an. Vollständig registrierte Nutzerinnen und Nutzer erhalten sogar monatlich 10 Freifahrten mit je 15 Minuten für das kostenlose Ausleihen von Nextbike-Fahrrädern. Mehr Informationen unter leipzig-move.de.
https://www.l.de/presse/meldung/im-sinne-der-sicherheit-lvb-schliesst-e-tretroller-aus-8076
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VDV-Pressemitteilung „Brand- und Explosionsrisiko bei Akkus von E-Tretrollern“
