Kommentar: Holzhausen, auf nach Flexa!
Leipzig, Holzhausen, 10.04.2021. Von Stötteritz in die Händelstraße. Von der August-Bebel-Siedlung zum Konsum Sophienhöhe. Vom Arzt in der Grenzstraße zurück nachhause am Doppeladler. Vom Kolmblick zur Meusdorfer Straßenbahn. Von Probstheida in die Holzhausener Raketensiedlung. Von der Meusdorfer Endstelle bis in die August-Bebel-Siedlung kutschiert. Das alles in der Monatskarte inklusive oder zum Stundentarif der LVB. Oder pro Strecke für 1,30 Euro, wer Aboflex nutzt.
Flexa Südost ist seit Anfang April auch in Holzhausen tätig. Das neue Rufbussystem – ich habe es über Ostern ausgiebig getestet. Fazit: Ein wunderbares Mobilitätsangebot. Anlaufschwierigkeiten waren schnell geklärt. Ein ÖPNV-Segen für die Rietzschkegemeinde, die von einer guten öffentlichen Anbindung über viele Jahre weit entfernt war.
Doch genau in dieser Unterversorgung liegt ein Problem: Wo gute ÖPNV-Angebote über viele Jahre weit entfernt waren, entfernen sich die Leute vom ÖPNV. 3000 Autos auf 6000 Einwohner – das Auto ist heute das Verkehrsmittel der Holzhausener.
Eingefleischte Autofahrer, weil Haus, Arbeit, Kinder und Enkel ohne Kfz in Holzhausen kaum vereinbar sind. Überzeugte Individualmobilisten aber fallen immer wieder auf mit einem sehr deutlichen Manko: Sie sind blind für jede Art von ÖPNV – und damit auch für Flexa nur schwer zu erreichen.
Im Leipziger Norden sei das System vom Start weg eingeschlagen wie eine Bombe, sagten mir zwei FahrerInnen bei meinen Testrunden über Ostern in Holzhausen. Gut möglich, dass es im Südosten erst ein Spätzünder wird. Dafür sei Flexa ein langer Atem gewünscht. Und den HolzhausenerInnen eine ordentliche Portion Experimentierfreude.
Oma zum Arzt bringen lassen. Sven-Ole zur Schule. Oma wieder nachhause bringen vom Arzt. Beim Grillabend auf Bier nicht verzichten müssen. Opa zu den Enkeln bringen lassen oder Sven-Ole von der Schule wieder heim. Die Möglichkeiten von Flexa Südost sind vielfältig.
Besser, es jetzt lieben zu lernen, als diesen ÖPNV-Segen wegen Desinteresse wieder eingestampft zu sehen. Oder womöglich gar bei Anderen. Aus Liebertwolkwitz gibt es schon erste Meldungen, dass man das Angebot dort auch sehr begrüßen würde. Ortsvorsteher, sei wachsam!